Liebe Freunde,
Ich hoffe, es geht euch gut, und ihr habt die Coronazeit bis jetzt gut überstanden.
Allen Patenkindern und meiner Familie geht es gut. In Nepal gab es am Anfang sehr wenige vereinzelte Coronafälle, trotzdem hat die Regierung sich sehr schnell für einen Lockdown entschlossen. Außer Rettungs- und Charterflüge fliegen keine Flieger, und auch öffentliche Verkehrsmittel sind nicht erlaubt. In Indien ist die Zahl der Infizierten stark angestiegen, infolgedessen sind viele Inder, und auch Nepali die in Indien waren, nach Nepal gekommen und haben so die Infizierten Zahl stark nach oben getrieben. So sehr, dass es aktuell ca. 16.500 Infizierten gibt, (Dunkelziffer wissen wir nicht) davon 8.500 geheilt und 38 Tote bis jetzt.
Der Lockdown dauert seit 90 Tagen an und besteht noch immer. Die Bevölkerung hat es in den größeren Städten nicht mehr ausgehalten und protestiert, sie würden bald eher an Hunger sterben als an Corona, wenn der Lockdown nicht bald endet. Daraufhin hat die Regierung einige Lockerungen vorgenommen, die seit einigen Tagen umgesetzt sind. Zum Bsp. können die Menschen jetzt bei dringendem Bedarf mit einem Permit von A nach B fahren; Geschäfte für den täglichen Bedarf dürfen wieder offen halten; mit Abstandsregeln wird auch in Büros gearbeitet.
Für 30 Millionen Menschen erscheinen die genannten Zahlen gering und es betrifft hauptsächlich den Süden und die größeren Städte. Jedoch der dadurch entstehende wirtschaftliche Schaden betrifft das ganze Land sehr stark.
Kein einziger Tourist, keine Expedition, kein Trekking: Alle Menschen die vom Tourismus leben haben gar keine Arbeit. Die Hotels sind geschlossen, Die Restaurants dürfen seit kurzem für Take-away offen halten.
In der Khumbu-Region, wo meine Familie wohnt, und Großteils auch die Patenkinder zu Hause sind, gibt es bis derzeit keine Coronafälle. Es gibt strenge Zutrittsbestimmungen für das Khumbu-Gebiet, und auch in Lukla wird kontrolliert.
Die Menschen am Land bestellen die Felder und können unter Anführungszeichen ein normales Leben führen. Diejenigen die in den Großstädten leben, müssen jedoch noch immer mit sehr vielen Einschränkungen leben. Es gab Zeiten, da durfte man das Haus nicht verlassen. Viele Menschen wohnen ja schon auf engstem Raum, dazu kommt erschwerend die Ausgangsperre dazu, dass ist für viele sicher eine Herausforderung.
Die Regierung, NGOs und private Leute verteilen Rationen/ Reis und Linsen etc. an die Armen.
In Nepal gibt es keinerlei staatliche Hilfe für die derzeitige Situation. Es gibt sehr viele Menschen die über keine Reserven verfügen. Je länger dieser Lockdown dauert, desto schwerer werden sich die Menschen tun, Ihre Familien und Ihre Kinder zu ernähren. Viele Shops bleiben für immer geschlossen, weil die Betreiber die Miete nicht mehr zahlen können.
Von der Erdbebenkatastrophe 2015 hat Nepal sich gerade erholt und alles wurde neu gebaut. Die Leute haben in die Infrastrukturen investiert, die Lodges neue gebaut und jetzt ist Stillstand, niemand weiß, wie das weiter geht…
Die Schulen hatten nach 3 Semester 1 Monat Ferien. Die Schule hätte Mitte April mit dem Nepali Neujahr wieder anfangen müssen, jedoch wegen Corona sind alle Schulen geschlossen. Die Kinder sind jeweils bei Ihren Eltern Zuhause.
Für die größeren Klassen gibt es digitales Lernen sofern die Schüler einen Laptop oder ein Smart Phone besitzen. Für die anderen bleiben nur Ihre Bücher mit denen sie selbst Zuhause lernen können. Die Lehrer können jederzeit für Fragen angerufen werden und geben Ratschläge.
Für die 7,8 Klassen gibt es sogar vormittags im Radio 1 Std. Lernsendung, für diejenigen die sonst keine technischen Lernmittel haben. Es wird alles probiert, das beste aus der Situation zu machen!
Leider kann ich nicht vor Ort sein. Mingma (Meine Schwester) hat das Patenkindergeld an die Mütter ausgezahlt, und sie berichtet mir über die Lage. Sobald die Schulen wieder offen sind, kehren die Kinder gerne in die Schulen zurück.
Erschwerend zu den bereits erwähnten Herausforderungen kommt der nun schon einer Woche lang anhaltende Monsunregen, der bereits schon über 60 Menschen das Leben gekostet hat – über 40 Menschen werden vermisst. Wieder trifft es die Ärmsten deren Häuser und Hütten einfach weggespült oder von den Wassermassen mitgerissen werden.
Trotz aller Probleme bin ich zuversichtlich, dass wir wieder bald nach Nepal reisen können. Für das kommende Jahr planen wir schon fleißig Trekkingtouren und Besuche bei den Patenkindern. Ich freue mich darauf, viele Bekannte in Nepal begrüßen zu dürfen. Wer immer Interesse hat, kann sich jederzeit sehr gerne bei mir melden. Mit Abstand werden wir sicher schöne, beeindruckende Erlebnisse haben, und uns gerne an diese Erinnern. So wie wir es jetzt gerade tun.
Alles in allem, die Zeiten sind sehr schwierig in Nepal, da zählt und hilft Eure Unterstützung doppelt. Das ist das einzige Geld das viele Familie in diesem Jahr überhaupt bekommen.
Im Namen der Patenkindern und den Eltern sage ich
Herzlichen Dank
Danyabad!
Bleibst gesund !
LG und Namaste Maya